Logopädie - was ist das?
Im folgenden einige weiterführende Informationen zu Logopädie
Was behandeln Logopäden?
- Aphasien (z. B. nach Schlaganfall, Unfällen/Schädel-Hirn-Trauma)
- Dysarthrie: Koordinationsstörung von Stimme, Artikulation, Atmung und Tonus (z. B. bei infantiler Zerebralparese, Morbus Parkinson, ALS (Amyothrophische Lateral-Sklerose), Multiple Sklerose, Schlaganfällen und Schädel-Hirn-Trauma)
- Dysgrammatismus (eingeschränkte grammatikalische Fähigkeiten)
- Dyslalien (phonetische): Sprech- und Artikulationsfehler, Lispeln
- Dysphagie (Schlucktherapie): neurologische Schluckstörungen (z. B. nach Schlaganfall oder bei infantiler Zerebralparese), postoperative Schluckstörungen (z. B. nach Entfernung von Rachen- oder Zungenteilen wegen Tumoren)
- Dysphonien: Stimmstörungen
- eingeschränkter Wortschatz, sowohl aktiv als auch passiv
- Myofunktionelle Störung (orofacial)
- Phonologische Störungen: Störung der korrekten Lautverwendung (z. B. Vertauschungen, Auslassungen, Hinzufügungen)
- Redeflussstörungen: Stottern, Poltern
- Selektiver Mutismus, Mutismus und Autismus
- Sprach- und Sprechstörungen im Rahmen einer Demenz (z. B. Alzheimer)
- Sprachentwicklungsstörungen und -verzögerungen bei Kindern (SES, spezifische Sprachentwicklungsstörung)
- Sprechtonänderung im Rahmen geschlechtsangleichender Behandlungen (siehe auch Transsexualität)
- Störungen des Hörens und der auditiven Wahrnehmung
Je nach Bedarf werden Artikulation, Wortschatz, Sprachverständnis, Schreib-, Lese- und Rechenleistung, Atem-, Stimm- oder Schluckfunktion getestet. Zusammen mit dem ärztlichen Befund bilden die Ergebnisse dieser Diagnose die Grundlage für die Auswahl der Behandlungsmethoden.
Die störungsspezifischen Methoden werden patientenorientiert angewandt, um die gemeinsam mit dem Patienten und/oder seinen Bezugspersonen festgelegten Therapieziele zu erreichen.
Die Behandlung besteht aus spezifischen Übungen, Gesprächen über den Behandlungsverlauf und Anleitung zum selbstständigen Üben.
Was ist eine Sprachstörung?
Eine Sprachstörung oder ein Sprachfehler ist eine Störung der gedanklichen Erzeugung von Sprache. Sprachaufbau und Sprachvermögen sind beeinträchtigt. Im Gegensatz dazu ist bei der Sprechstörung primär die motorische Erzeugung von Lauten betroffen.
Sprach- und Sprechstörung können auch gemeinsam auftreten.
Es sind folgende Arten von Sprachstörungen zu unterscheiden:
- Sprachentwicklungsstörung
- Sprachabbau und -verlustsyndrome wie Aphasie, Dysphasie, Landau-Kleffner-Syndrom, Sprachabbau bei Demenz, auch bei Hellerscher Demenz
- Störungen der Schriftsprache: Dyslexie und Dysgraphie
- Störungen des Sprachverständnisses (auch: fehlende akustische Wahrnehmung, Worttaubheit), z. B. die Rezeptive Sprachstörung
Die Sprachfehler und Sprachstörungen werden nach Kainz, Jussen und Heese wie folgt eingeteilt.
Vollständiges Ausbleiben der SprachentwicklungDies ist die gravierendste Sprachstörung überhaupt. Taubstummheit (Surdomutitas) kann eine Folge angeborener oder erworbener Gehörlosigkeit sein, „Hirnschäden“ und Autismus (besonders beim Kanner-Typ) können ebenfalls zu Stummheit führen.
Gehemmte SprachentwicklungUnter Dysgrammatismus versteht man die Unfähigkeit, Sätze nach den Regeln der Grammatik richtig zu bilden. Morphologische Fehler der Wortbeugung (z. B. ein schön Mädchen) und syntaktische Fehler der Wortstellung im Satz (z. B. Ich heim gehe bald) sind Zeichen einer dysgrammatischen Sprachstörung.
Infolge einer allgemeinen geistigen und körperlichen Entwicklungsverzögerung (z. B. geistige Behinderung) kann beim Kind auch die Sprachentwicklung verzögert sein. Als Ursachen gelten Geburtstraumata, Schädigungen im prä-, peri- und postnatalen Stadium sowie Schädigungen psychischer Art (Milieudefekte, Hospitalismus, Deprivationssyndrom). Auch bei Autismus (besonders beim Kanner-Typ) kommt es teilweise zu einer Verzögerung oder sogar zum Ausbleiben der Sprachentwicklung.
Aphasie
Von Sprachverlust oder Aphasie ist dann die Rede, wenn die Fähigkeit, Sprache zu gebrauchen oder zu verstehen, ursprünglich vorhanden war und dann ganz oder teilweise durch ein neurogenes Ereignis verloren ging; dabei ist Sprachverlust eigentlich eine falsche Bezeichnung, denn die Sprache selbst ist erworben aber nicht mehr in vollem Maße anwendbar (alle oder einzelne Modalitäten und Ebenen können betroffen sein). Das kann durch Durchblutungsstörungen im Gehirn, Schlaganfälle, Tumore, Hirnentzündungen oder Hirntraumata geschehen.
Mit Sprachverlust gehen unter Umständen auch Beeinträchtigungen oder Ausfälle (z. B.) der Lesefähigkeit (Dyslexie oder Alexie), Schreibfähigkeit (Dysgraphie oder Agraphie), Rechenfähigkeit (Dyskalkulie oder Akalkulie) oder/und der bewussten Steuerung der Bewegungen (Dyspraxie oder Apraxie) einher.
Man unterscheidet vier Formen der Aphasie (so genannte Standardsyndrome):
- Broca-Aphasie: Trotz weitgehend funktionierendem Sprachverständnis ist die Sprachproduktion gestört. Telegrammstil als markantes Kennzeichen (Agrammatismus).
- Wernicke-Aphasie: Hier ist bei weitgehend erhaltener Sprachproduktionsfähigkeit das Sprachverständnis gestört. Kreation von Satzverschränkungen, Neologismen, endlosen und inhaltslosen Reden (Logorrhoe), sowie fehlendem Störungsbewußtsein.
- Amnestische Aphasie: Die Wortfindung ist gestört (Wortfindungsstörungen – WFS), Sprachproduktionsfähigkeit und Sprachverständnis sind vorhanden.
- Globale Aphasie: Darunter versteht man eine das Sprachverständnis und die Sprachproduktion gleichermaßen umfassende, weit ausgreifende Störung.
- Leitungs-Aphasie
- Transkortikale Aphasie (Transkortikal-motorische Aphasie und Transkortikal-sensorische Aphasie)
- nicht klassifizierbare Aphasie
- Rest-Aphasie
Was ist Logopädie?
Logopädie (von altgriechisch λόγος lógos „Wort“ sowie παιδεύειν paideuein „erziehen“; wörtlich also „Sprecherziehung“) ist der 1913 erstmals benutzte und 1924 durch den Wiener Mediziner Emil Fröschels eingeführte Begriff für die medizinische Sprachheilkunde. Heute bezeichnet der Begriff Logopädie die Fachdisziplin, die Sprach-, Sprech-, Stimm-, Schluck- oder Hörbeeinträchtigung zum Gegenstand hat. Die Logopädie beschäftigt sich mit Prävention, Beratung, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation, Lehre und Forschung auf den Gebieten der Stimme, Stimmstörungen und Stimmtherapie, des Sprechens, Sprechstörung und Sprechtherapie, der Sprache, Sprachstörung und Sprachtherapie, des Schluckens, Schluckstörung und Schlucktherapie sowie der Kommunikation und des Hörens.
Welche Stimmstörungen werden logopädisch behandelt?
Eine funktionelle Stimmkrankheit ist gekennzeichnet durch Veränderungen des Stimmklanges und Einschränkungen der Stimmleistungsfähigkeit , ohne dass erkennbare organische Veränderungen vorliegen. Das Schwingungs- und Schließungsverhalten der Stimmlippen (umgangssprachlich: Stimmbänder) ist gestört. Die Heiserkeit ist das hörbare Merkmal einer Stimmstörung. Sie kann entweder hyper- (mit erhöhter Spannung) und/oder hypofunktionelle (unterspannte) Komponenten aufweisen.
Bei einer Hyperfunktion klingt die Stimme heiser, rau, gepresst und angestrengt. Die Stimmlage ist meist erhöht, der Stimmumfang eingeschränkt. Es können Schmerzen und/oder Missempfindungen wie Kloßgefühl, Trockenheit und Räusperzwang auftreten. Als Begleiterscheinungen kommt es zu Fehlhaltungen, gestörter Atmung, erhöhtem Sprechtempo und undeutlicher Artikulation.
Eine Hypofunktion dagegen zeichnet sich durch behauchten, kraftlosen Stimmklang aus mit eher flacher Atmung und herabgesetzter Muskelspannung. Hyperfunktionelle Komponenten können auf Dauer zu organischen Veränderungen (Stimmknötchen) oder zu Stimmermüdung führen.
Wenn Menschen mit hypofunktioneller Stimmgebung in z.B. Sprecherberufen hoher Stimmbelastung ausgesetzt sind, können Sie in Folge zur Überwindung der Kraftlosigkeit, mit zu viel Spannung und Stimmanstrengung sprechen und somit eine Hyperfunktion entwickeln. Meist liegen jedoch gemischte Symptomatiken vor. Auch organische Stimmstörungen (z.B. Stimmlippenlähmungen, Entzündungen) können im Verlauf funktionelle Stimmstörungen mit sich bringen. Wenn hauptsächlich das Singen beeinträchtigt ist, wird dies als Dysodie bezeichnet.